Die Überfahrt zum Bryce Canyon verlief zum Glück vollkommen problemfrei. Das Wetter war fabelhaft, die Landschaft abwechslungsreich und wir waren sehr gut im Zeitplan.
Wir fuhren über den Scenic Byway 12 Richtung Bryce. Eine wirklich schöne Strecke.
Noch bevor wir es zum Bryce Canyon geschafft hatten kamen wir in den Red Canyon. Der Name ist wirklich zutreffend. Auf unserer Reise haben wir keine so roten Felsformationen mehr gesehen.
Die gesamte Region veränderte Ihr Gesicht und man bekam immer mehr den Eindruck in eine andere Welt zu reisen.
Wir hielten in einer Parkbucht und während die anderen beiden eine kleine Pause machten, nutzte ich die Zeit für eine Erkundung der näheren Umgebung.
Glücklicherweise hatte ich mir meine Wanderstiefel angezogen. Es gab zwar so etwas ähnliches wie Wege, aber das gesamte Geläuf bestand aus Geröll und lockerem Gestein. Das machte es nicht nur anstrengend die zum Teil steilen Hänge zu erklimmen, sondern auch sehr tückisch.
Wir kamen sehr früh am Hotel an. Die wenig freundliche Rezeptionsdame (sehr selten in den USA) hat uns dann erstmal weg gejagd und gesagt wir sollen wiederkommen, wenn sie soweit seien. Das war etwas überraschend. Nunja, dann also erstmal zum Canyon.
Überraschend waren für uns die Dimensionen des Bryce Canyon. Im Vorfeld haben wir blauäugig etwa mit mannshohen Formationen gerechnet. Die eher an Hochhausschluchten erinnernden Wege haben uns daher um so mehr beeindruckt. Eine neue fremdartige Welt hat sich uns eröffnet.
Eigentlich wollten wir nur eine kleine erste Begehung durchführen, um dann am nächsten Tag eine große Wanderung zu starten.
Doch diese neue Welt verlangte einfach nach mehr Zeit und so sind wir einen kürzeren Wanderweg gelaufen.
Zu Beginn sind wir noch vielen Touristen begegnet, aber je weiter wir in den Canyon gelaufen sind desto mehr hat es sich ausgedünnt.
Absolut fantastisch!
Den Bryce Canyon kann man auf viele Weisen erkunden. Sehr beliebt ist die Möglichkeit eines Ausrittes. Die Pferdepfade sind von den Wanderrouten getrennt, so dass es nicht zu Unfällen kommen kann.
Die ganze Zeit hatten wir dunkle Regenwolken am Horizont und hofften ohne Zwischenfall die Wanderung abschließen zu können. Die vielen von Blitzen verbrannten Bäume haben nicht unbedingt ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Erstaunlicherweise hat mich der Bryce Canyon noch mehr beeindruckt als der Grand Canyon. Weniger prominent, aber durch seine unwirkliche Schönheit, die unerwarteten Dimensionen und die einzigartige Stimmung vor Ort wurden wir in seinen Bann gezogen.
Als wir ungefähr am Scheitelpunkt des Wanderweges waren trafen wir auf eine amerikanische Familie mit mehreren Kindern, die ganz offensichtlich nicht hinter der Idee eines Wanderausflugs standen. Das tränenerstickte "You lied to me!" des jüngsten Familiensprosses verfolgte uns noch über ein gutes Stück des Weges. Kinder sind überall auf der Welt gleich.
Immer wieder trafen wir auch auf die Tiere der Region. Vor allem die unterschiedlichen Nager warteten an Ruheplätzen auf Ihre Chance sich an den Nahrungsmitteln der Wanderer zu bedienen.
Wieder in Bryce konnten wir endlich einchecken. Das Hotel war ziemlich alt, die Konstruktion hätte bei uns niemals eine Bauzulassung bekommen, aber für uns hat es gereicht.
Wie sich herausstellte sind in Bryce alle Hotels miteinander verwoben. Es gibt nur eine Zentrale für alle Anlagen der unterschiedlichsten Anbieter. Ein Poolhaus für mehrere Hotels, ein großes zentrales Restaurant, eine Tankstelle, einen Supermarkt, usw. Hier ist der Bruder des Schwagers ihm seine Schwester der Sohn. :)
Der Eindruck wird sich sicherlich ändern, wenn der Ort wirklich für den Tourismus öffnet. Ende April hat die halbe Stadt noch geschlossen und auch das Steakhaus und die kleine Westernstraße liegen leblos am Wegesrand. Immerhin wartet ein Trabbi aus Magdeburg dekorativ auf Besucher. Skurril!
Wir haben den Abend im chlorverseuchten Poolhaus verbracht (da brannten die Augen schon durch die Berührung mit der Luft) und wollten eigentlich am all-you-can-eat Buffet im örtlichen Restaurant essen, aber kurz vor uns stürmte ein Bus deutscher Touristen den Fresstempel. Das brauchten wir dann wirklich nicht und sind ca. 10 Meilen nach Tropic gefahren und haben bei Clarke´s Restaurant ziemlich gute Steaks gegessen.
Am nächsten Morgen bin ich wieder sehr früh aufgestanden, habe mich in meine warmen Winterklamotten geworfen (es hatte wieder gefroren) und bin zum Sunrise Point gefahren. Wo sonst sollte man einen Sonnenaufgang beobachten.
Zunächst war ich ganz alleine, aber kurz bevor es vom Licht richtig gut wurde sind Busse mit japanischen Reisenden "angeliefert" worden. Ich habe den eigentlich Aussichtspunkt dann geräumt da ich so früh noch nicht bereit für viele Menschen war. Dadurch habe ich fast zwangsläufig die ausgetretene Perspektive verlassen und bin eigentlich froh darüber.
Nach einem mittelmäßigem Frühstück im Großrestaurant hat Basti Riza und mich dann am Fairyland Point abgesetzt. Hier starteten wir unsere Wanderung über den Fairyland Loop. Ein ca. 12,5 km langer Weg bis zum Sunrise Point.
Das Wetter war fantastisch und glücklicherweise hatten wir an Sonnenschutz gedacht. Die kühle Höhenluft täuscht über die Kraft der Sonne schnell hinweg. Trotz Schutz hatten wir am Abend gereizte Haut. (Was natürlich auch am Chlor des Pools liegen könnte.)
Wir haben uns diesen Weg auch ausgesucht, da er für die meisten Besucher zu lang und daher unattraktiv war. Wir sind nur sehr wenigen anderen Menschen begegnet und konnten den Bryce Canyon ganz unmittelbar ohne große Ablenkungen erleben. Unbedingt empfehlenswert.
Auf (relativ) kleinem Raum gibt es im Bryce Canyon viel zu entdecken. Wälder in den Niederungen wechseln sich mit kargen Plateaus und Felsschluchten ab. Eins wächst in das andere. Hinter jeder Ecke gibt es Neues zu entdecken. Ja, ich bin ein Fan!
Wir haben etwa 4 Stunden für den Weg gebraucht und erklommen ohne Lebensmittelreserven und Getränke ängstlich den letzten Anstieg. Niemals die Hoffnung aufgebend, dass Basti uns retten würde.
Zum Glück fanden wir ihn auf eine Bank dösend und konnten uns im Hotel erfrischen.
Basti erzählte uns von seinen eigenen Abenteuern. Natürlich musste er wieder als Fotograf für chinesische Reisende herhalten und hatte eine lange Unterhaltung mit einem Amerikaner aus San Diego, der einfach nicht glauben konnte, dass wir drei Wochen Urlaub am Stück machen konnten. Er selber hatte nur 5 Tage für Sedona, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion NP und wenn es passt noch Death Valley und/oder Las Vegas. Das war wiederum für uns unfassbar.
Den Rest des Tages haben wir entspannt und Kraft getankt. Am nächsten Tag würden wir Richtung Las Vegas fahren. Dafür mussten wir ausgeruht sein.