Grand Canyon

USA 2014 - Teil 5 - Der Grand Canyon von oben, unten, überall

Manchmal muss man für besondere Augenblicke leiden!

So war es auch am Morgen des 17. April. Ich hatte mir fest vorgenommen am Grand Canyon den Sonnenaufgang zu fotografieren. Das bedeutete dummerweise, dass ich um 04:45 Uhr aufstehen musste. Der Südrand des Grand Canyon liegt bei über 2.000m Höhe. (Der Nordrand sogar noch höher) Dadurch war es auch im Mitte April noch ca. -5 C° frisch. Der Wind trug das seine dazu bei, dass ich wirklich schnell wach wurde.

Hinweis: Viele Nationalparks und Regionen des amerikanischen Westens liegen sehr hoch. Wer nicht gerade im Hochsommer fährt sollte unbedingt an warme Kleidung denken, da man sonst überraschend vor einem großen Problem stehen kann.

Glücklicherweise hatte ich mich vorbereitet und sowohl die Winterjacke als auch Handschuhe und Schal dabei. Also ab ins Auto und auf zum Yaki Point. (Tipp des Informationsmitarbeiters des Hotels) Dort war ich dann auch zunächst ganz alleine.

Eine tiefe Ruhe ergriff mich und fast meditativ beobachtete ich wie sich die Sonne ganz langsam über den Kamm des Canyons bewegte.

Ein wunderschöner Sonnenaufgang am Yaki Point über dem Grand Canyon.

Die Jäger des Sonnenaufgangs!

Irgendwann kam noch ein junges französisches Pärchen und ein älteres chinesisches Ehepaar dazu. Sie hatten nicht an die richtige Kleidung gedacht, haben ein paar Fotos gemacht und sind dann auch recht schnell wieder verschwunden.

Auf meiner Rückfahrt stand ich plötzlich in einer Gruppe Wapitis, die ohne das geringste Anzeichen von Scheu oder Angst die Straße für ihren Morgenspaziergang nutzten. Grundsätzlich sind die Tiere sehr unbeeindruckt von ihren menschlichen Nachbarn. So stand später auch noch ein kapitaler Hirsch mitten im Kreisverkehr vor unserem Hotel. (Deswegen sollte man immer seine Kamera dabei haben. Verdammt!)

Die Tiere in den meisten Nationalparks haben weniger scheu vor Menschen und deren Behausungen als man es erwartet, deshalb sollte vor allem beim Autofahren immer höchste Vorsicht gelten.

Nachdem die beiden Schlafmützen dann endlich hoch waren sind wir zum Hubschrauberlandeplatz gefahren. Zugegebenermaßen habe ich etwas doll gedrängelt und wir durften daher noch eine ganze Weile vor Ort warten. Aber irgendwann ging es dann los. Wir wurden gewogen, kurz über ein Video geschult und dann ging es zusammen mit einem jungen französischen Pärchen (ich erkenne ein Muster) in unseren Helikopter. Unsere Pilotin hieß Donna, war jung, attraktiv und machte einen sehr kompetenten Eindruck. Wenn wir abstürzen sollten dann immerhin in netter Gesellschaft.

Aus irgendeinem Grund wurden wir so in den Helikopter gesetzt, dass ich als Gegengewicht für das Pärchen eingestuft wurde. Ich habe meine Tränen verborgen und mich mit meinem Schicksal abgefunden. Der folgende Flug war einfach phänomenal.

Es ist fast nicht zu beschreiben wie sich durch den Perspektivwechsel nochmals die Wahrnehmung dieses Naturwunders verändert.

Wir hatten alle Headsets auf, da der Lärm sonst nicht zu ertragen gewesen wäre. Auf diesem Weg wurden uns auch Musik und Erklärungen eingespielt. Sehr dramatisch inszeniert, aber auch irgendwie passend.

Das Gegengewicht.

Das Gegengewicht.

Der Blick auf den Colorado aus dem Helikopter.

Riza ist voll bei der Sache. Irgendwer muss ja auf Donna aufpassen.

Riza ist voll bei der Sache. Irgendwer muss ja auf Donna aufpassen.

Riza durfte neben Donna sitzen. Gemeinheit! Ich war ja nur das Gegengewicht. (Ja, der Stachel sitzt tief :) )

Zu sehen wie winzig all die menschlich gebauten Strukturen im Vergleich zum Grand Canyon waren und das Gefühl einer Fliege gleich durch die Schluchten zu summen führten uns wieder vor Augen was für ein Wunder der Natur hier vor uns lag.

Der Colorado wird gespeist.

 

 

 

 

 

 

Auf unserer Schleife am Nordrand konnten wir zwei interessante Beobachtungen machen. Zunächst machte uns Donna auf eine kleine Herde Bisons aufmerksam, die weit unter uns grasten. Auch wenn sie recht weit weg waren war es dennoch ein tolles Gefühl diese wunderschönen Geschöpfe in Freiheit zu sehen. (Bisons werden in den Nationalparks mittlerweile gefährlicher als Bären eingestuft, da viele Touristen sich in ihrer Nähe unvernünftig benehmen)

In den Wäldern waren auffällig viele kahle Flächen zu sehen. Die Region wird immer wieder von Waldbränden heimgesucht und Stürme reissen Schneisen in die Wälder. Touristen sind dringend dazu angehalten auf wetterbedingte Gefahren zu achten.

Die ersten und einzigen freilebenden Bisons, die wir gesehen haben.

Puh, das musste erstmal verdaut werden. Was für ein Erlebnis. Nachdem wir ein wenig geshoppt und uns ausgeruht hatten, wollten wir uns noch etwas körperlich betätigen. Also zunächst Verpflegung bei RP´s Stage Shop gekauft (die Sandwiches sind wirklich großartig und werden auf Wunsch für Wanderer sicher verpackt) und dann ins Grand Canyon Village gefahren, um von dort aus mit dem Shuttle zum Hermits Rest zu gebracht zu werden.

Im Grand Canyon Village warten wir auf den Shuttlebus.

Mit dem Shuttlebus sind wir dann im Schneckentempo (> 45min) zur Endstation Hermits Rest gefahren. Privatfahrzeuge dürfen in vielen Parks nur ausgewiesene Pfade befahren, für den Rest sind die kostenfreien Shuttles da. Der Busfahrer hat die Fahrt mit interessanten Fakten rund um den Grand Canyon gewürzt, so dass die lange Fahrtdauer immerhin erträglich wurde.

Am Hermits Rest angekommen sind wir dann auch schnell in den Hermits Trail eingestiegen. Über diesen Weg ist es möglich bis auf den Grund des Canyons zu wandern. Das war allerdings nicht unser Tagesziel, da wir erst spät in den Weg einsteigen konnten.

Langsam steigen wir in den Hermit Trail ein.

Die Vegetation wirkt in diesem Teil des Grand Canyons fast mediterran.

Spannend ist es die verschiedene Klimazonen des Grand Canyon am eigenen Leib zu erleben. In diesem Fall fühlte sich der Abstieg wie eine Reise in mediterrane Regionen an. Andernorts finden sich Nadelwälder und im Canyon wachsen Kakteen. Der Pfad war klar zu erkennen und die steilsten Stellen wurden auch bearbeitet, aber dennoch hatten wir die Wanderung etwas unterschätzt. Es brauchte doch mehr Zeit als gedacht, um mit sicherem Schritt den Weg abzusteigen. Bis auf den Grund und zurück zu wandern würde sicherlich einen ganzen Tag und sehr viel Kraft kosten. Es gibt aus gutem Grund Zeltplätze am Grund des Canyons.

Nach einem Picknick haben wir dann kehrt gemacht. Eine schöne Wanderung und sicherlich auch eine tolle Tagesaktion. Vielleicht beim nächsten Mal.

Das Kolb Studio über den Tiefen des Grand Canyons.

Als wir beim Grand Canyon Village angekommen waren stand die Sonne kurz vor dem Untergang. Es war eine gute Idee nicht weiter den Weg in die Tiefe gestiegen zu sein. In Dunkelheit über das lockere Gestein nahe dem Abgrund zu laufen war keine reizvolle Vorstellung.

Ab ins Hotel und in den Pool um mit Jeff ein paar Biere zu trinken und die Tageserlebnisse auszutauschen. Nach der herben Enttäuschung vom Vortag haben wir uns gegen ein großen Abendessen entschieden und dieses durch Whiskey und Cola ersetzt. Zeit fürs Bett.

USA 2014 - Teil 4 - Vulkane, Pueblos und Ankunft am Grand Canyon

Viel zu schnell war unsere Zeit im extrem entspannten Sedona zu Ende und wir machten uns auf eines der größten Wunder der Natur zu besuchen. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen einen letzten Blick in den Oak Creek Canyon zu nehmen. Traurigerweise brannte am 20. Mai 2014 also etwa einen Monat nachdem wir dort waren genau dieses Tal zu großen Teilen ab. Zum Glück kam niemand bei dem Brand um, aber viele Häuser und ca 85km² Wald sind dem Feuer zum Opfer gefallen.

Blick in den Oak Creek Canyon

Da hat sich einer richtig verlaufen.

Da hat sich einer richtig verlaufen.

Durch puren Zufall haben wir auch einen jungen Mann gesehen, der irgendwie sehr weit vom Weg abgekommen war. In der Tat scheint der Klettersport in der gesamten Region sehr beliebt. Und wer will es den Mutigen bei einem solchen Ausblick vergönnen.

Am Oak Creek Canyon haben wir auch das erste mal die Verkaufsstände der ansässigen Indianer besucht. Neben typischen T-Shirt und Souvenir Verkäufern gab es viele Stände mit traditionellem Kunsthandwerk, welches hochwertig wirkte und auch hochpreisig angeboten wurde. Die Verkäufer hier waren sehr geschäftstüchtig und gut ausgerüstet.

Später auf der Reise haben wir aber auch viele Verkaufsbaracken und halb verfallen Stände gesehen. Nicht jeder hat so viel Glück wie diejenigen, die einen Platz an den Touristenplätzen bekommen.

Verkaufsstände am Rand des Oak Creek Canyon

Verkaufsstände am Rand des Oak Creek Canyon

Anstatt auf geradem Weg zum Tagesziel zu fahren, haben wir uns entschlossen einen Umweg zu nehmen. Die Loop Road führte uns zunächst an den Fuß des Sunset Craters. Vor etwa 900 Jahren brach der Vulkan aus und hat damit die ganze Umgebung nachhaltig verändert.

Der gesamte Boden bestand aus schwarzer Erde und beeindruckende versteinerte Lavaflüsse boten Zeugnis von den Urkräften die einst hier gewirkt haben mussten.

Wir sind auf einem kleinen Rundweg durch den Bonito Lava Flow gelaufen und alleine das Gefühl sich auf einem Lavastrom zu bewegen ist spannend. Nebenbei hatten wir eine Geräuschkulisse als ob wir auf sehr knusprige Cornflakes treten würden. (Memo an mich: Wenn man einen fast schwarzen Steinhintergrund fotografieren möchte und die Kamera auf Av steht sollte man die Verschlusszeit beachten. - Viele Bilder waren unscharf. Gnarf!)

Direkt gegenüber vom Bonito Lava Flow fanden wir ein verdächtiges Schild. "Lenox Crater Trail". Die Meilenangabe war gering und ein wenig Auslauf konnten wir alle gut gebrauchen. Der Weg stetig bergauf über loses Lavageröll erwies sich allerdings als außerordentlich kräftezehrend. Ein Opfer mussten wir auf halben Weg zurücklassen. Nachdem wir uns tränenreich dazu entschlossen haben zu zweit weiter zu machen, sind wir dann auch kurze Zeit später mit einem grandiosen Ausblick belohnt worden. In der Ferne erhob sich der majestätisch Humphreys Peak aus der schwarzsteinigen Ebene.

Blick auf den Humphreys Peak vom Lenox Crater Trail..

Die Loop Road hat aber noch mehr zu bieten als die vom Vulkan geprägte Landschaft. Weiter nördlich finden sich Zeugnisse der ersten Siedlungen. Etwa hundert Jahre nach Ausbruch des Vulkans siedelten die ersten Gruppen dauerhaft an festen Orten, um dort in der fruchbaren Vulkanerde Ackerbau zu betreiben. Die Ruinen dieser Pueblos sind bis in heutige Zeit zu besuchen.

Wir haben zuerst das Wukoki Pueblo angesteuert und waren dort ganz allein. Für kurze Zeit fühlten wir uns wie die Entdecker der alten Zeit. Der Blick geht weit über das Colorado Plateau und der Zauber der Landschaft nimmt einen schnell gefangen.

Am Wukoki Pueblo.

Am Wukoki Pueblo.

Anschließend ging es zum Wupatki Pueblo, der ehemals größten und wichtigsten Siedlung der Region. Hier lebten ca. 100 Bewohner dauerhaft, aber Wupatki war das Zentrum für viele tausende Menschen aus dem Umland. Heute steht auch das Besucherzentrum mit vielen Informationen zur Geschichte der Region und seiner Einwohner in der Nähe des großen Pueblos.

Wupatki Pueblo.

Wupatki Pueblo.

Hinweis: Gerade auf den langen Fahrten zwischen den bekannten Sehenswürdigkeiten lohnt es sich vom Hauptweg abzuweichen. Die gesamte Region hat unglaublich viel zu bieten und wir haben viele Dinge gesehen, mit denen wir so nicht gerechnet hätten.

Nach dem wundervollen Umweg über die Loop Road ging es nun aber unserem Tagesziel entgegen. Auf zum Grand Canyon!

Erstaunlicherweise sieht man vom eigentlichen Grand Canyon zunächst nichts. Der Blick geht über die Weiten des Colorado Plateaus. Gelegentliche kleinere Canyons scheinen den unbedachten Reisenden auf den Grand Canyon vorzubereiten, aber weit gefehlt.

Zunächst gewinnt man an Höhe und kommt in eine bewaldete Region. Nur das Hinweisschild "Desert View" deutete darauf hin, dass wir uns unserem Ziel näherten. Der Blick der sich uns nach weniger Schritten vom Parkplatz aus bot traf uns dennoch unvorbereitet. Die Dimensionen und das Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit im Angesicht eines solchen Naturwunders lässt sich in Bildern kaum veranschaulichen.

Der Grand Canyon ist gewaltig. Irgendwo weit unten konnten wir den Colorado sehen wie er sich stetig immer weiter durch das Gestein arbeitete. Natürlich trafen wir hier auch wieder auf Touristen, die angenehm losgelöste Entdeckerstimmung unseres Umweges konnte hier nicht lange standhalten. Das war aber auch nicht zu erwarten. In der Hochsaison muss hier die Hölle los sein.

Desert View am Grand Canyon. Ein grandioser Blick.

Wir lassen den Ort auf uns wirken. Am Fuße des Desert View Watchtowers, eines 1932 errichteten Aussichtsturmes, verweilten wir. Manchmal findet man nicht die richtigen Worte.

Den Blick muss man erstmal verdauen.

Den Blick muss man erstmal verdauen.

Ein Weg in die Tiefe. Die Wege zum Colorado sind recht gut ausgebaut.

Ein Weg in die Tiefe. Die Wege zum Colorado sind recht gut ausgebaut.

Aber es half nichts. Wir mussten noch ein gutes Stück weiter am South Rim des Grand Canyon fahren, um unser Hotel zu erreichen. Vollkommen reizüberflutet von den Eindrücken des Tages fuhren wir noch den Grand View Point an, um dort ein wenig in den Grand Canyon hinein zu steigen. Wir merkten aber schnell, dass wir alle erstmal ein wenig Ruhe brauchten und sind nach einem kurzen Ausflug dann weiter Richtung Hotel.

Wieder tiefer im Wald wurden wir auch von der einheimischen Fauna begrüßt. Eine Gruppe Wapitis graste unweit der Straße und war wenig beeindruckt von den merkwürdigen Zweibeinern, die  Zyklopen gleich ihre mechanischen Augen auf sie richteten.

Immer diese neugierigen Menschen.

Immer diese neugierigen Menschen.

Nach dieser letzten Ablenkung verschlug es uns in unser Hotel. Eher eine Bettenburg am Rande des Nationalparks. Das war uns aber nicht so wichtig. Wir waren froh unsere Sachen ins Zimmer zu bringen und den Pool zu erobern.

Hier machten wir auch Bekanntschaft mit Jeff, seiner Frau und seinen Kindern Max und Daphne. Sie haben norddeutsche Wurzeln und kamen direkt mit uns ins Gespräch. Sie sprachen selbst kein Deutsch mehr aber Daphne lernte es in der Schule und musste ihre Kenntnisse an uns erproben. Für die nächsten zwei Tage hatten wir eine Pool-Freundschaft gefunden.

Sowohl Jeff als auch der Informationsmitarbeiter des Hotels rieten uns dazu im Nachbarhotel zu speisen. Das wollten wir auch tun, aber leider waren die Tische für Stunden ausgebucht. Also aßen wir bei uns im Hotel und mussten eines der schlimmsten Essen der gesamten Reise ertragen. Ganz ganz schlimm.

Unsere Erkenntnis: Wenn selbst die Mitarbeiter des Hotels ein anderes Lokal empfehlen sollte man die Finger vom Essen lassen. Es war wirklich grausam und dazu auch noch sehr teuer.